"SONGS & WHISPERS" @ SCHOOL a description of the project written by the teacher Marc Gutzeit, Altes Gymnasium Bremen

Please find a German description of the project "SONGS & WHISPERS" @ SCHOOL written by the teacher Marc Gutzeit, Altes Gymnasium Bremen down below.

"SONGS & WHISPERS" @ SCHOOL – eine Projektbeschreibung
- Marc Gutzeit, Musiklehrer am Alten Gymnasium Bremen -

Seit drei Jahren veranstaltet das Alte Gymnasium in Kooperation mit der Konzertreihe "Songs & Whispers" das Edutainmentformat Songs & Whispers SCHOOL. Es besteht aus zwei Teilen. Zum Einen gastiert die Konzertreihe monatlich in einer Mittagspause an unserer Schule. 

Die Schulöffentlichkeit und Gäste bekommen so einen Zugang zu einer Musik, die im schulischen Kontext sonst eher nicht vorkommt, und die Schule präsentiert sich als Gastgeber gegenüber internationalen Künstlern und in ihrem Quartier. Zudem geben wir Schüler/innen und Bands aus der Schule die Gelegenheit, sich in diesem Setting als Support zu präsentieren, so dass sich die Acts aus der Schule und dem "echten Leben" kennenlernen und ihr Publikum teilen.Der zweite Teil der Kooperation ist ein Workshop mit anschließendem Konzert, in dem wir drei- bis
viermal im Jahr im regulären Musikunterricht die (internationalen) Künstler der Konzertreihe zu Gast haben, mit ihnen reden, musizieren und - wenn das Ergebnis musikalisch "vorzeigbar" geraten ist - das Erarbeitete auf einem der Mittagspausenkonzerte zu Gehör bringen. 

Im Vorfeld beschäftigen sich die Schüler/innen etwa einen Monat lang mit dem Künstler und seiner Musik. Sie lernen dieMusik kennen und studieren ein bis zwei Stücke ein. Je nach Altersgruppe recherchieren sie außerdem frei oder anhand eng vorgegebener Fragestellungen Biographie, Musik und Besonderheiten.Die Ergebnisse werden im Internet auf einem Blog (musikag.wordpress.com) veröffentlicht und dort auch gemeinsam diskutiert, was wiederum die Grundlage für das Gespräch in der ersten Phase des Workshops (der in der Regel 90 Minuten dauert) bildet. In der zweiten Phase wird dann gemeinsam musiziert.

Nach erfolgreichem Konzert haben die Schüler/innen einen so intensiven Zugang zu der Musik und eine so tiefe Identifikation mit der gemeinsamen Performance, wie es sonst in der Schule fast nicht möglich ist. Es haben sich aus unserer Arbeit schon Berührungspunkte außerhalb der Schule ergeben, die bis heute nachwirken: von jahrelangen Fankontakten über gemeinsame Auftritte im Rahmen der Konzertreihe bis hin zu Kollaborationen im Studio. Das musikalische Bühnengeschehen wird auch völlig neu bewertet, es ergeben sich für die Schüler/innen ganz neue Perspektiven, vor allem aber wird populäre Musik anders als in der Lebensrealität von Teenagern üblich, als von Menschen gemacht und also gestaltbar empfunden.

Im Folgenden einige Zitate, die Schüler/innen als Reaktion auf Arbeitsphasen mit Workshops und
abschließenden Konzerten geäußert haben: 

Wir fanden, dass das Projekt eine gute Erfahrung war. Es hat uns einen Einblick in das Musikbusiness gegeben, der uns so im Unterricht nicht hätte vermittelt werden können. Auch aus musikalischer Sicht war es aufschlussreich, da wir uns gezwungenermaßen mit einen Musikgenre auseinander setzen mussten, mit dem wir uns sonst nicht näher beschäftigt hätten. Wir würden uns über ein weiteres Projekt dieser Art freuen und es auch für nachfolgende LKs empfehlen. (Luisa und Julius)

Vor allem, dass wir, die wir mit-musiziert haben, uns an einen Künstler anpassen mussten, und gleichzeitig in einem gewissen Rahmen noch unsere eigenen Ideen in die Musik einbringen konnten, ist ein Aspekt den ich sehr gut finde, da er für zukünftige Beschäftigungen im Musikerbereich schult. Man kann ja nicht immer nur das spielen, was man selbst will, sondern muss anderen Mitmusikern auch Raum lassen und sich mit ihnen
arrangieren, sodass am Ende ein gutes Produkt entsteht. (David)

Aus Lehrersicht lässt sich sich ergänzen, dass neben der hier bereits anklingenden Aktivierung der Schüler/innen im Musikalischen, aber auch in der Reflexion darüber, die in Schule viel zu seltene Chance besteht, den Gegenstand seiner Beschäftigung in seinem Entstehungszusammenhang und gemeinsam mit seinem Urheber zu erfahren, statt überliefertes Wissen auf abstrakte Gegenstände anzuwenden. Am Alten Gymnasium gibt es durchaus Schüler/innen, die eine Laufbahn als Musiker/innen anstreben, und ein direkter Kontakt mit aktiven Musiker/innen, die auf diesem Weg schon einige Schritte voraus sind und die Bedingungen des Musikbusiness schon kennen, die sich einem aus dem Blickwinkel der Schule unmöglich erschließen können, ist ein unschätzbarer Gewinn. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Künstler, die uns über Songs & Whispers besuchen, noch eine solche Offenheit mitbringen, dass die Schüler/innen wirklich auf Augenhöhe von ihnen lernen und sich als Musizierende sehr ernst genommen wissen. Dies erhöht nicht nur die Motivation, sondern fordert die Schüler/innen auch zu einem selbstverantwortlichen und initiativen Tun heraus und eröffnet die Möglichkeit, die Intensität der Projektbeteiligung selbst „dosieren“ zu können, und so kam in sehr vielen Fällen mehr zustande, als ich einzufordern gewagt hätte bei einem Projekt, das immerhin nicht Bestandteil eines verbindlichen Curriculums ist.

Es gibt eine weitere Gruppe, die an unserer Schule von der Kooperation profitiert: die „Audio-AG“. Das
ist eine kleine Gruppe von Schülern, die (unter Anleitung der Musiklehrer/innen) die Licht- und Soundtechnik unserer Schule betreuen und bei Bedarf bedienen. Da ihre meisten Aufgaben darin bestehen, ein bis vier Sprechermikrophone und eine praktikable Beleuchtung der gesamten Bühne aufzubauen, ihre Ambitionen aber eher im musisch-kreativen Bereich liegen, sind diese Schüler ganz dankbar, wenn sie Musiker auf der Bühne betreuen können und mehr Kompetenzen erwerben und zeigen können, als Rückkopplungen zu vermeiden. Auch der internationale Umgang ist für sie natürlich spannend und bereichernd.

Abschließend möchte ich den positiven Effekt der Kooperation mit Songs & Whispers auf die Schule
insgesamt erwähnen. Ich will nicht verhehlen, dass die Kooperation Arbeit mit sich bringt und dass es ein langer Weg ist, sie zu etablieren, mit Leben (und Zuhörer/innen) zu füllen und fest im Alltag einer Schule mit all ihren anderen Aufgaben, Unwägbarkeiten und divergenten Prioritäten zu verankern. Aber Gäste, zumal internationale, schaffen immer eine Öffnung in einer oft so geschlossenen Institution, und das allein ist schon eine Bereicherung. 

Auch die Zuhörenden, die von außen zu diesen Konzerten hinzukommen, auch, wenn es wenige sind, brechen den viel beschworenen Elfenbeinturm immer etwas auf und bringen das „echte Leben“ in die Schule. Schließlich lösen die Konzerte immer auch im Kollegium einen kulturellen und ästhetischen
Austausch abseits der Sachzwänge des Alltags aus, und dadurch wird das gemeinsame Leben an der Schule enorm bereichert, für mich selbst kann ich sagen, dass sich zu einigen Kolleg/innen ganz neue Zugänge entwickelt haben und neben freundschaftlichen Verbindungen auch Ideen für pädagogische Zusammenarbeiten und Projekte entstanden sind.

Marc Gutzeit
Bremen, im Januar 2014